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Landschaftsfotografie im Elbsandstein

Dieser Artikel wurde bei 4Nature-Photographers veröffentlicht.

Kaum ein Gebiet Deutschlands ist so mystisch und sagenumwoben wie das Elbsandsteingebirge. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts zog es Künstler wie den berühmten Caspar David Friedrich in den Bann und übt auch heute noch eine ungebrochene Faszination auf Fotografen aus. Da der Herbst langsam Einzug hält, möchte ich euch einige der schönsten Ecken dieser Region hier vorstellen.

Einleitung

Deutlich hebt sich die Michstraße vom schwarzen Nachthimmel ab und die ungetrübte Sicht auf Millionen und Abermillionen Sterne lässt auf einen spektakulären Sonnenaufgang hoffen. Obwohl sich die Sonne Ende Oktober erst relativ spät zeigen wird, bin ich nun schon seit vier Uhr morgens auf den Beinen. Nach einer kurzen Autofahrt und einer 45-Minütigen Wanderung müssen nur noch die knapp 100 Höhenmeter am Fuße des Winterbergs überwunden werden, um rechtzeitig vor den ersten Sonnenstrahlen ein interessantes Motiv vor dem grandiosen Hintergrund des „Kleinen Zschand“ zu finden. Als sich dann endlich die Sonne langsam am Horizont zeigt und die unberührte Wildnis der Sächsischen Schweiz in ein goldenes Licht taucht, sind alle Strapazen vergessen und ich bin – wieder einmal – vollkommen überwältigt von der Schönheit dieses Gebietes.

Leichter Dunst, Wildnis soweit das Auge reicht und ein spektakulärer Sonnenaufgang. Der „Kleine Zschand“ eines der schönsten Motiven welches ich kenne.

Nikon D750 | AF-S 2,8/24-70mm G

28mm | f/13 | 1/250sek | ISO100

Allgemeine Informationen

Das als „Elbsandsteingebirge“ bezeichnete Mittelgebirge ist – wie der Name bereits vermuten lässt – größtenteils aus Sandstein aufgebaut und liegt am Oberlauf der Elbe. Das etwa 700kmgroße Areal ist in einen deutschen Teil (Sächsische Schweiz) und einen bedeutend größeren tschechischen Teil (Böhmische Schweiz) unterteilt. Der Flusslauf der Elbe, die steilen Sandsteinfelsen und die urwüchsigen Wälder bieten auf engstem Raum einen Formenreichtum, der seinesgleichen sucht. Eben dieser extrem abwechslungsreiche Charakter macht das Elbsandsteingebirge seit jeher unter Malern und Fotografen zu einem begehrten Reiseziel. So überrascht es kaum, dass aus diesem Gebiet sehr viele Gemälde und Fotografien bekannt sind.

Sonnenaufgang vom Weifbergturm bei Hinterhermsdorf. Der “Goldene Oktober” macht seinem Namen alle Ehre.

Nikon D300s | AF-S 2,8/70-200mm VRII

105mm | f/8 | 1/20sek | ISO100

Sonnenaufgang

Für mich persönlich unterteilen sich fotografischen Highlights der Sächsische Schweiz grob in zwei Kategorien: Zum einen sind da – wie eingangs beschrieben – die abgeschiedenen Plätze in der Weite des Nationalparks. Zum anderen gibt es aber auch einige Tourismusmagnete, welche zwar ebenfalls sehr fotogen sind, an welchen allerdings zu gewissen Jahres- und Tageszeiten an ein Fotografieren nicht zu denken ist. Zur letzten Gruppe gehört neben dem „Kuhstall“ oder der „Kirnitzschklamm“ allem voran natürlich die weltberühmte „Bastei“. Dieses Areal bietet eine Fülle an wunderbaren Aussichten, ist quasi direkt mit dem Auto anfahrbar und hat ein hervorragendes Wegenetz mit vielen Plattformen. Das dieses Areal bereits vor langer Zeit unter Fotografen beliebt war, zeigt die historische Inschrift „Hermann Krone Malte Hier Als Erster mit Licht 1853“ welche unmittelbar neben der Basteibrücke zu finden ist. Der große Nachteil heutzutage ist jedoch, dass man als Fotograf diesem Gebiet schleunigst den Rücken kehren sollte, sobald die ersten Tagestouristen aus den Bussen strömen. Auf den meist recht schmalen Wegen ist an ein seriöses Fotografieren vom Stativ aus dann nämlich nicht mehr zu denken. Dennoch ist die Bastei und auch die umliegenden Aussichtspunkte wie z.B. die „Pavillionaussicht“ eine der schönsten Locations zum Sonnenaufgang. Vor allem bei leichtem Frühnebel können hier ganz außergewöhnliche Bilder gelingen, da die Zivilisationsspuren dadurch verdeckt werden.

Die Bastei bietet zum Sonnenaufgang eine Unzahl an Motiven.

Nikon D750 | Tamron 2,8/15-30mm VC

16mm | f/13 | 1/40sek | ISO100

Sonnenuntergang

Für den Sonnenuntergang bieten unter anderem die sogenannten „Tafelberge“ links der Elbe eine große Motivvielfalt. Diese solitär stehenden Felsplateaus ermöglichen aufgrund ihrer exponierten Stellung sehr markante Waldbilder mit außergewöhnlichen Lichtsituationen. Einzelne Kiefern auf den Felsspitzen vor einem relativ gleichmäßigen Hintergrund wirken im Gegensatz zu dem „Durcheinander“ der Wälder wiederrum sehr ruhig und laden zu einer reduzierten Bildgestaltung ein. Möchte man auch noch die blaue Stunde im Bild festhalten, so sollte man sich bereits im Vorfeld auf einen Rückweg im Dunkeln einstellen und dementsprechende Ausrüstung mit einpacken. Auch kann es den Rückweg deutlich erleichtern, wenn man sich bereits bei Tageslicht die schwierigsten Passagen des Rückwegs genauer anschaut.

Auch die naturbelassenen Wälder bieten viele Motive. Vor allem auf den Tafelbergen westlich der Elbe hat man hier zum Sonnenuntergang perfektes Licht.

Nikon D750 | AF-S 2,8/14-24mm

18mm | f/13 | 1/60sek | ISO100

Motivsuche bei Regen

Bei Regen bietet sich selbstverständlich die Bachfotografie an. Der wohl bekannteste Wasserlauf der Sächsischen Schweiz ist wahrscheinlich die „Kirnitzschklamm“. Je nach Saison kann sich die Motivsuche hier jedoch schwierig gestalten, da oftmals sehr viele Touristen dieses Gebiet besuchen. Gleiches gilt auch für die „Edmundsklamm“ im Böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges. Jedoch ist hier meiner Meinung nach eine größere Motivvielfalt geboten und auch bei hohem Besucherandrang ist das Fotografieren an vielen Stellen problemlos möglich.

Kaum eine andere Region Deutschlands ist für Naturdetails so gut geeignet wie das Elbsandstein. Ein Makrotaugliches Objektiv sollte daher immer dabei sein.

Nikon D300s | AF-S 2,8/70-200mm VRII | TC-17 EII

340mm | f/14 | 4sek | ISO100

Welches Wetter auch immer herrscht: Das gesamte Elbsandsteingebirge hat eine unglaubliche Vielfalt an Makromotiven zu bieten. Egal ob Schwefelflechten, Moose oder die in dem Feucht-Kalten „Kellerklima“ hervorragend gedeihenden Pilze – mit einem Makorobjektiv ausgestattet finden sich hier immer hervorragende Motive.

Unterm Strich bleibt fest zu halten, dass das Elbsandstein zu jeder Tageszeit und zu jedem Wetter definitiv einen Besuch wert ist.