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Whiteout

Dieser Artikel wurde bei 4Nature-Photographers veröffentlicht.

Den Begriff des „Whiteout“ kennt man eigentlich aus den Gebirgsregionen oder auch der Arktis/Antarktis. Damit wird ein Phänomen bezeichnet, welches bei Nebel, Wolken oder Schnee ein verschwinden des Horizontes zur Folge hat. In der Naturfotografie führt dies oftmals zu sehr stimmungsvollen Bildern.

Im Schnee

Eine geschlossene Neuschneedecke, tiefhängende Wolken oder gar Nebel – für mich persönlich sind dies die liebsten Winterbedingungen. Mit dramatischen Farben ist hier zwar nicht zu rechnen, aber man kann den ganzen Tag lang hervorragend Naturdetails und Landschaftsausschnitte fotografieren. Wenn man das Augen zuerst einmal ein klein wenig an die Situation gewöhnt hat, ergeben sich nun überall tolle Motive. Sollten sich solche Bedingungen abzeichnen, versuche ich ein Gebiet aufzusuchen, welches klar separierbare Motive bietet. Im einfachsten Fall kann dies ein freistehender Baum auf einem Feld sein. Aber auch ein verschneiter Waldrand, eine Heidelandschaft mit einzelnen Wachholderpflanzen und Birken oder auch markante Felsen bieten gute Gelegenheiten für tolle Bilder. Diese Aufnahmen wirken oftmals durch ihre radikale Einfachheit beindrucken.

Obstbaum in einem Feld
Nikon D850 | Tamron 17-35mm
17mm | f/8  1/160sek | ISO200 | +1,7EV

 

An Küste und Seen

Manchmal ergibt sich eine Wetterbedingung, bei welcher auch ohne Nebel oder Schneefall ein solcher Whiteout eintreten kann. Dies ist meist dann der Fall, wenn bei einer ruhigen Wetterlage eine dünne aber geschlossene Wolkendecke für eine sehr helle aber diffuse Ausleuchtung der Landschaft sorgt. Natürlich kann man jetzt nicht überall Whiteout Bilder machen. Aber die Küste oder ausgedehnte Seen eignen sich dafür hervorragend. Der Sand bzw. die ruhige See und der Horizont sind zwar vor Ort noch getrennt wahr zu nehmen – es handelt sich also nicht um einen Whiteout im eigentlichen Sinne.

Buhnen in Weiß
Nikon D850 | Tamron 2,8/24-70mm | ND1000x
34mm | f/9  30sek | ISO64 | +5EV

 

Aber durch ein entsprechendes Überbelichten lässt sich der Effekt nun sehr einfach erzeugen. In einigen Fällen kann es auch nötig sein, die hellen Bildbereiche wirklich ausbrennen zu lassen – was ich eigentlich immer zu vermeiden suche. Wichtig ist hierbei nur, dass man nun einen ausreichend kontrastreichen Blickfang im Bild hat. Dies können Buhnen, Bäume oder auch der ein oder andere Wasservogel sein.

Uferdetail
Nikon D850 | AF-S 2,8/70-200mm FL
190mm | f/9 | 1/40sek | ISO100 | +1,3EV

 

Aufnahmetechnik

Wenn es um Naturdetails und Landschaftsausschnitte geht, ist mein 2,8/70-200mm eigentlich immer meine erste Wahl. Der Bildausschnitt kann dadurch klar definiert werden und die Telebrennweite sorgt für ein ruhigeren Bildaufbau. Geht es allerdings um die hier beschriebenen Whiteout-Aufnahmen, wird man mit diesem Objektiv nicht so wirklich glücklich. Denn oftmals ist die Distanz zwischen Fotograf und Motiv einfach zu groß und durch Nebel, Wolken oder Schneefall verliert das Motiv dann viel zu sehr an Kontrast. Also ist eher zu Normalbrennweiten oder einem 24-70mm zu raten.

Die Belichtungskorrektur ist bei diesen Bedingungen oftmals deutlich im positiven Bereich, also bei +1,3 bis +2EV. Damit ergibt sich ein sehr heller Bildeindruck und störende Elemente wie zum Beispiel Fußspuren im Schnee fallen kaum noch auf.

Austernfischer
Nikon D500 | Tamron 150-600mm G2
600mm | f/6,3 | 1/160sek | ISO200 | +1,7EV

 

Gefahren einschätzen

Es kann durchaus sein, dass die Sicht bei Nebel, Wolken und Schnee auf wenige Meter begrenzt ist, vor allem, wenn man in höheren Lagen unterwegs ist. Vor einigen Tagen war so zum Beispiel die Sichtweite auf der Wasserkuppe auf ca 5m beschränkt. Starke Winde haben zudem noch die Fußspuren binnen Minuten verwischt. Obwohl ich schon dutzenden Male auf der Wasserkuppe war, konnte ich nur noch mit meinem Smartphone feststellen, in welche Richtung ich mich denn nun Bewege. Ich empfehle bei diesen Bedingungen daher grundsätzlich, nur Gebiete aufzusuchen, die man auch sehr gut kennt, denn man kann wirklich sehr schnell die Orientierung verlieren. Schwieriges Terrain würde ich dann grundsätzlich meiden.

Winterwaldrand
Nikon D850 | Tamron 2,8/24-70mm
35mm | f/9 | 1/80sek | ISO320 | +1,7EV

 

Auch wenn diese Bedingen alles andere als Einladend klingen, freue ich mich schon darauf, wieder einmal eine solche Situation anzutreffen. Mit etwas Glück klappt es ja noch in diesem Winter.