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Canon R6 + 2/85mm in der Praxis

Dieser Artikel wurde bei 4Nature-Photographers veröffentlicht.

Ziemlich genau am 14.02.2010 habe ich mir meine erste „richtige“ Kamera gekauft – ein Nikon D300s. Dies ist nun über elf Jahre her und ich bin ununterbrochen Nikon treu geblieben. Bis zum Mai 2021. In diesem Monat habe ich mir erstmals eine Canon R6 zugelegt. Warum ich dies getan habe, möchte ich hier erläutern. Allerdings soll dies kein umfassendes Review sein, sondern eher meine Eindrücke aus der Nahbereichsfotografie zusammenfassen.

Neue Möglichkeiten

Das Canon mit der Vorstellung der R5 und der R6 ein großer Wurf gelungen ist, wurde schon an unzähligen Stellen beschrieben. Auf die ganzen Einzelheiten dazu möchte ich hier gar nicht eingehen. Aber eine Vollformat-Kamera mit schwenkbarem Monitor habe ich im Nikon-Sortiment einfach immer schon vermisst. Vor allem, weil ich in der Insekten- und Pflanzenfotografie nun einmal gerne das Hochformat nutze und zwar oftmals in bodennahen Positionen.

Bodennahes Fotografieren im Hochformat macht nun richtig Spaß
Canon R6 | RF 2/85mm
85mm | f/2 | 1/640sek | ISO500

 

Noch ausschlaggebender für die Erweiterung meiner Kameraausrüstung um die Canon R6 war die Vorstellung des Canon RF2/85mm Makro-Objektivs. Auch wenn diese Linse „nur“ einen Abbildungsmaßstab von 1:2 schafft, war ich als Nikonianer auf dieses Objektiv sogleich neidisch. Die Kombination aus Blende und Brennweite ist einfach extrem reizvoll. Selbst im unruhigsten Umfeld gelingen damit sehr spannende Bilder.

Ein weiterer Punkt, den ich bei Nikon schon lange vermisse, ist die Umsetzung der Mehrfachbelichtung. Bei meinen D850ern geht dies im Live-View noch gar nicht. Bei den Z-Kameras geht dies zwar im Live-View, aber nur noch als JPEG. Und bei Canon sieht man schon seit einigen Kamera-Generationen immer die Live-Überlagerung der Bilder und erhält trotzdem ein Raw-Bild. Dies hat mir immer schon recht gut gefallen, Doppelbelichtungen sind nun viel einfacher möglich.

Doppelbelichtung eines (!!!) Frauenschuhs
Canon R6 | RF 2/85mm | Doppelbelichtung
85mm | f/2 | 1/200sek | ISO200

 

 

Handling

Hier habe ich mir vorab die meisten Sorgen gemacht. Denn die beste Kamera-Ausrüstung bringt rein gar nichts, wenn man vor Ort nicht damit umgehen kann. Aber auch hier wurde ich positiv überrascht, die Bedienung ist intuitiv, die Buttons liegen alle sehr angenehm und auch mit dem Quick-Menü findet man sich spielend zurecht. Wirklich grandios ist der Bildstabilisator, vor allem in Verbindung mit den entsprechenden RF-Objektiven. Ich hatte bisher nicht einmal das Verlangen, die Kamera für Nahaufnahmen auf ein Stativ zu packen, alle damit entstandenen Bilder wurden bisher frei Hand aufgenommen. Nur der Fokusring des Objektivs dürfte in meinen Augen etwas schneller reagieren, hier muss man doch ganz schön drehen. Es gibt dazu zwar einige Einstellungsmöglichkeiten, aber diess dürfte in meinen Augen noch dynamischer laufen.

Minimale Schärfe, maximale Bildwirkung. Die Ausdehnung der Schärfe und das Bokeh sind wirklich grandios.
Canon R6 | RF 2/85mm
85mm | f/2 | 1/125sek | ISO125

 

Bildqualität

Hierzu wurde in hunderten Blogs bereits alles geschrieben. Ich muss sagen, dass ich mit der Bildqualität extrem zufrieden bin. Meine Nikon D850 legen da zwar noch eine Schippe drauf, vor allem wenn es um das aufhellen dunkler Bildbereiche geht (was für eine nunmehr vier Jahre alte Kamera schon erstaunlich ist), aber die Unterschiede sind nicht so weltbewegend, die Vorteile in der Praxis überwiegen ganz klar.

Auch die 20 Megapixel reichen mir vor allem in der Nahbereichsfotografie vollkommen aus. Selbst mit 16 oder gar 12Mp wäre ich vollkommen zufrieden.

Das 85er kommt mit dieser doch recht gutmütigen Auflösung der Kamera spielend klar. Ich denke, was die Schärfe angeht, kann das Objektiv noch bedeutend mehr leisten. Auf jeden Fall ist ein Abblenden definitiv nicht notwendig, die Schärfe ist auch bei Offenblende Hammer. Und genau dafür habe ich das Objektiv ja auch schließlich gekauft, nämlich um es bei Blende 2,0 zu verwenden. Seit Jahren liebe ich den cremigen Bildlook des Samyang 2/135mm in der Nahbereichsfotografie, nur konnte ich mit diesem Objektiv an viele Motive nicht nah genug heran. Dieses Problem ist nun gelöst und meine Erwartungen was optische Leistung und Bokeh angeht wurden bei weitem übertroffen.

Das Aufhellen dunkler Bildbereiche ist mit einer Nikon D850 auch im hohen ISO-Bereich immer noch besser möglich, aber auch in diesem Bereich hat Canon im vergleich zu den vorherigen Kameras deutlich nachgelegt.
Canon R6 | RF 2/85mm
85mm | f/2 | 1/125sek | ISO3200

 

Fazit

Die Kombination aus Canon R6 und RF 2/85mm ist für meine Art der Nahbereichsfotografie ein absoluter Traum. Auch wenn in den nächsten Wochen das RF 2,8/100mm Makro meinen Objektivpark bereichern wird, denke ich, dass das 85mm mein primäres Makroobjektiv bleibt. Einen Abbildungsmaßstab größer 1:2 nutze ich gar nicht mal so häufig und wenn man sich einmal an das tolle Bokeh einer 2,0er Blende gewöhnt hat, möchte man einfach nichts anderes mehr haben.

Ich freue mich auf jeden Fall schon auf viele weitere Makro-Sessions mit der Canon R6 und dem RF 2/85mm Makro.