· 

Winter im Harz

Dieser Artikel wurde bei 4Nature-Photographers veröffentlicht.

Der Harz – bei diesem Stichwort denken die meisten wohl an Hexen, den Brocken oder an Dampflock-Nostalgie. Unter Naturfotografen wird der Harz meist mit tief verschneiten Brocken-Fichten oder der wildromantischen Ilse assoziiert. Da aktuell ja wieder eine Kältewelle anrollt, möchte ich meine beiden besten Fotoreviere für Winteraufnahmen im Harz kurz vorstellen.

 

Der Brocken

Über den Brocken braucht man wohl gar nicht mehr so viel zu schreiben. Dieser exponierte Berg mit einer stattlichen Höhe von 1142m ist mit Abstand die höchste Erhebung weit und breit und dementsprechend herrscht dort oben auch ein recht raues Klima. Unter Besuchern und vor allem auch bei Fotografen ist dieser Berg wegen seiner hervorragenden Zugänglichkeit sehr beliebt. Zum einen kann man durch die regelmäßig fahrende Schmalspurbahn recht einfach auf den Gipfel gelangen und zum anderen findet man oben, angekommen, ein großes Hotel mit angegliedertem Restaurant.

Sonnenuntergang auf dem Brocken
Nikon D850 | AF-S 2,8/24-70mm
46mm | f/13 | 1/320sek | ISO64

 

Wenn man sich aber auf dem gut ausgebauten Wegenetz nur einige Minuten vom Hotel und der Bahn entfernt, lässt man den Trubel auch sehr schnell hinter sich. Man befindet sich dann in einer Landschaft, die man so vielleicht eher in Finnland oder Norwegen erwartet hätte. Tiefer Schnee und vereiste Bäume prägen das Bild und erfreuen jeden Naturfotografen. Für Abenteuerlustige empfehle ich die letzte Talfahrt der Brockenbahn zu ignorieren und stattdessen, mit Stirnlampe und ggf. Schneeschuhen bewaffnet, während der blauen Stunde oder zum Beginn der Nacht vom Brocken zum Parkplatz zu wandern. Dies dauert etwa 90 Minuten, bietet aber eine unglaubliche Fülle an tollen Motiven.

Mondaufgang hinter vereisten Bäumen
Nikon D850 | AF-S 2,8/70-200mm FL
80mm | f/9 | 10sek | ISO400

 

Da die durchschnittlichen Temperaturen auf dem Brocken im Februar bei -6 bis -2 Grad liegen, eignet sich dieser Berg ganz hervorragend für Aufnahmen verschneiter Winterlandschaften. Aber mit rund 1800mm Niederschlag gehört der Brocken auch zu den niederschlagsreichsten Gebieten Deutschlands. Dies sollte in der Reiseplanung unbedingt berücksichtigt werden. In den letzten Jahren hat mir das doch sehr wechselhafte Wetter dieser Region so manchen Strich durch die Planung meiner Fototouren gemacht – aus diesem Grund besuche ich diese Gegend fast immer spontan, wenn die verlässlicheren Kurzzeit-Wetterprognosen die gewünschten Bedingungen ankündigen.

 

Der Bruchberg

Durch die Einsamkeit einer verschneiten Winterlandschaft zu stapfen und nur das Knirschen des Schnees unter den Schneeschuhen zu hören – so stelle ich mir einen perfekten Wintertag vor. In unserer dicht besiedelten Heimat ein solches Gebiet zu finden, welches dann auch noch aus fotografischer Sicht so einiges zu bieten hat, ist dann gar nicht mal so einfach. Vor allem an richtig schönen Wintertagen werden die einschlägig bekannten Winterziele – wie z.B. der Lusen im Bayerischen Wald oder eben auch der Brocken – von ganzen Heerscharen heimgesucht und mit der Stille ist es dann nicht mehr weit her.

Verschneite Winterlandschaft auf dem Bruchberg
Nikon D700 | AF-D 2,8/20mm | GND 0,9SE
20mm | f/8 | 15sek | ISO320

 

Anders ist dies auf dem Bruchberg. Obwohl sich dieser in Sichtweite des Brocken befindet und wirklich hervorragend über Langlaufloipen oder diverse Wanderwege und Steige erreicht werden kann, ist die Besucherzahl im Vergleich zu seinem bekannten Nachbarn wirklich vernachlässigbar. Das fotografische Highlight des Bruchberges ist sicherlich das Areal um die „Wolfswarte“. Abstrakte Felsformationen und ein lichter Baumbestand bieten unzählige Motive. Die markante, aus Quarzitgestein bestehende Felsgruppe der Wolfswarte wird oft mit dem eigentlichen Gipfel des Bruchbergs verwechselt. Dies liegt wohl zum einen an dem geringen Höhenunterschied von nur 9m. Zum anderen ist der eigentliche Gipfel, welcher eher einem Hochplateau ähnelt, auch nicht durch Wanderwege zu erreichen und darf aufgrund des in der Kernzone geltenden Wegegebotes auch nicht betreten werden.

Wolfswarte im Raureif
Nikon D800E | AF-S 2,8/14-24mm | GND 0,6SE
19mm | f/13 | 1/6sek | ISO200

Möchte man die Wolfswarte erwandern, so bieten sich hierfür vor allem zwei gut ausgeschilderte Wanderwege an. Dies wären zum einen der sehr kurze aber „knackige“ Butterstieg und zum anderen der sog. „Wolfswarter Weg“ von Altenau aus. Bei guter Kondition ist die Wolfswarte über den urigen Buttersteig in knapp 45 Minuten zu erreichen. Startet man von Altenau aus, sollte man für Hin- und Rückweg schon einen guten halben Tag einplanen. Allerdings ist dieser Wanderweg entlang der Oker sehr abwechslungsreich und bietet vielfältige Fotomotive. Beide Wege sind auch sehr gut mit Schneeschuhen begehbar, was natürlich dementsprechend längere Gehzeiten zur Folge hat.

 

Nachtfotografie

Ein Hauptgrund, warum ich den Bruchberg und den Brocken in den letzten Jahren so oft besucht habe, sind die hervorragenden Bedingungen für die Nachtfotografie. Die Lichtverschmutzung durch die umliegenden Orte hält sich hier noch in Grenzen, und vor allem kann man nach nur einer sehr kurzen nächtlichen Schneeschuh-Wanderung sein Ziel erreichen. Bei der Vorbereitung von Nachtaufnahmen sollte die Mondphase sowie dessen Auf- bzw. Untergang unbedingt mit in die zeitliche Planung einbezogen werden. Ein annähernder Vollmond führt zu einer deutlichen Reduzierung der sichtbaren und somit auch der fotografierbaren Sterne – auch wenn der Mond selbst nicht im Bild sein sollte. Persönlich bevorzuge ich die Mondphasen kurz vor bzw. nach Neumond. Die noch sehr schmale Sichel führt dann zu einer dezenten Aufhellung des Vordergrundes und der Sternenhimmel wird von der zusätzlichen Lichtquelle noch nicht zu sehr beeinflusst.

Vollmond zwischen Bäumen
Nikon D850 | AF-S 2,8/70-200mm VRII
165mm | f/18 | 1/5sek | ISO64

 

Da bei meinen Aufnahmen stets der Vordergrund mit in die Bildkomposition eingebunden wird, ist eine extrem starke Taschenlampe fester Bestandteil meiner Ausrüstung. Diese wird nicht zur Ausleuchtung des Vordergrundes benutzt, sondern dient vielmehr zu exakten Einstellung des Fokuspunktes. Mit den LED-Lampen der neuesten Generation ist es ohne weiteres möglich die Fokussierung mit Hilfe der maximalen LifeView-Vergrößerung manuell festzulegen. Bei dieser Vorgehensweise sollte die hyperfokale Distanz der gewählten Brennweite und Blende allerdings im Hinterkopf behalten werden, um sowohl Vordergrund und Sternenhimmel scharf festhalten zu können. Mit welcher Fotoausrüstung man auch immer nachts fotografiert – man sollte stets bedenken, dass die Fotografie nächtlicher Landschaften sehr zeitintensiv ist. Das ruhige Stehen hinter der Kamera führt vor allem in kalten Winternächten zu einem schnellen Auskühlen des Körpers. Eine nur unzureichend warme Winterbekleidung kann einem hier sehr schnell den Spaß an der Fotografie verderben.

Verschneite Winterlandschaft bei Nacht
Nikon D700 | AF-D 2,8/20mm
20mm | f/3,2 | 30sek | ISO2500

 

Fazit

Ich freue mich schon drauf, wenn in den kommenden Tagen wieder deutliche Minusgrade anstehen und ich mich wieder ausgiebig mit der Winterfotografie beschäftigen kann. Brocken und Bruchberg stehen dabei – wie jedes Jahr – wieder ganz oben auf meiner fotografischen Agenda.

Und wer Lust hat, mich zu diesen beiden und vielen weiteren Fotolocations im winterlichen Harz zu begleiten, kann gerne bei einem meiner Workshops dort teilnehmen. Für Februar 2019 sind noch zwei freie Plätze verfügbar!