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Silhouetten in der Naturfotografie

Dieser Artikel wurde bei 4Nature-Photographers veröffentlicht.

 

Reduzierte Naturaufnahmen liegen aktuell sehr im Trend. Ein Motiv auf dessen Silhouette zu reduzieren, ist ein sehr eindrucksvolles Stilmittel, um zu eben solchen reduzierten Aufnahmen zu gelangen.

 

Grundsätzliches

Farben spielen nun nur noch eine untergeordnete Rolle, da höchstens noch der Hintergrund farbig sein kann. Das Bild wird also zu großen Teilen durch Formen und Kontraste bestimmt. Daraus ergeben sich in meinen Augen zwei ganz zentrale Punkte

  • Man sollte bei der Motivwahl unbedingt darauf achten, dass das Hauptmotiv einen hohen Wiedererkennungswert hat, auch wenn es lediglich auf den Umriss reduziert ist.
  • Des Weiteren sollte man darauf achten, dass der Hintergrund unmittelbar hinter dem Hauptmotiv ruhig und harmonisch ist.

In der Theorie klingen diese beiden Punkte recht trivial, in der Praxis ist deren Umsetzung allerdings recht schwierig. Man muss jedoch bedenken, dass nicht jedes Motiv aus jeder Richtung gut zu fotografieren ist, was wiederum den Aufnahmestandort und somit auch die Wahl des Hintergrundes einschränkt.

Obwohl sich der Hirschkäfer prinzipiell hervorragend für Silhouetten eignet, bin ich mit dieser Aufnahme sehr unzufrieden, da sich die Kopfpartie vor einem sehr dunklen Bereich des Hintergrundes befindet.
Nikon D800 | Nikon AF-S 2,8/105mm VR Micro
105mm | f/11 | 1/160ek | ISO100

 

 

Nahbereichsfotografie

Da man in der Nahbereichsfotografie meist viel Zeit zum Probieren hat, eignet sich diese Disziplin perfekt, um Silhouetten zu fotografieren. Um das Motiv besser freistellen zu können, sollte man hier recht bodennah arbeiten. Einige Pflanzen, wie beispielsweise Märzenbecher, Kuhschellen und Frauenschuhe, eignen sich besser für diese Technik, andere Pflanzen, wie Helmknabenkräuter oder Adonisröschen, jedoch so gut wie gar nicht. Auch kann man in dieser Disziplin versuchen, eine Defokus-Silhouette aufzunehmen, also den Umriss der Pflanze auch noch unscharf abzubilden. Hierbei muss man dann aber extrem sauber arbeiten, um noch ein in sich stimmiges Bild zu erhalten.

Silhouette eines Buschwindröschens mit Lensflare
Nikon D5500 | Walimex 2/135mm
135mm | f/2 | 1/640sek | ISO100

 

 

Auch als Defokus-Silhouette ist dieser Märzenbecher klar zu erkennen.
Nikon D800 | Nikon AF-S 2,8/105mm VR Micro
105mm | f/4,5 | 1/2500ek | ISO200

 

 

Tierfotografie

Wie so oft ist die Tierfotografie auch hier die schwierigste Aufgabe. Dies liegt einfach daran, dass man bei der Tierfotografie in der Regel nur auf sich ändernde Situationen reagieren kann. Wenn eine Situation potentiell als schönes Silhouetten-Bild festgehalten werden kann, versuche ich mich umgehend in eine möglichst gute Position dafür zu begeben, denn die Situation kann sehr schnell vorbei sein.

Da der Schwarzspecht diese Position immer wieder anflog, war diese Aufnahme sehr gut planbar und auch recht leicht zu realisieren.
Nikon D800 | Nikon AiS 5,6/800mm
800mm | f/8 | 1/800ek | ISO640

 

 

Bei dieser Aufnahme des Steinbocks musste ich hingegen sehr schnell reagieren und auch immer wieder meinen Standort wechseln, um das sich ständig bewegende Tier neben der leuchtenden Wolke zu positionieren.
Nikon D700 | Nikon AF-S 2,8/70-200mm VRII
70mm | f/2,8 | 1/5000ek | ISO800

 

 

Landschaftsfotografie

In der Landschaftsfotografie fotografiere ich Silhouetten meist zur Blauen Stunde vor oder nach dem Sonnenaufgang bzw. -untergang. Ich versuche eh meistens meine morgendlichen Fototouren so einzurichten, dass ich „on Location“ mindestens 45 Minuten Zeit habe bevor die Sonne aufgeht. Diese Zeit kann man dann prima nutzen, um Silhouetten von markanten Landschaftsbestandteilen zu fotografieren. Bäume oder markante Felsformationen, welche sich schön vor dem dunkelblauen Himmel abheben, eignen sich hierfür am besten. Bei Nachtaufnahmen in mondlosen Nächten stellt sich der Vordergrund in der Regel immer als Silhouette dar, was eine sehr präzise Bildgestaltung notwendig macht.

Wie Streichhölzer ragen die toten Baumstämme in den blauen Abendhimmel.
Nikon D700 | Nikon AF-S 2,8/70-200mm VRII
130mm | f/4| 6sek | ISO200

 

 

Bildbearbeitung

Was die Bildbearbeitung angeht, sind eigentlich nur zwei Dinge bei dieser Art der Fotografie von Bedeutung, nämlich der Schwarzpunkt und der Weißpunkt. Den Schwarzpunkt stelle ich über den entsprechenden Regler oder über die Gradationskurve so ein, dass mein Hauptmotiv komplett schwarz ist. Den Weißpunkt kann man nun nach Belieben justieren, je nachdem, ob man vollkommen weiße Bildelemente erhalten möchte oder eben ein farbiges Umfeld bevorzugt.

Aufgrund des fehlenden Lichtes wirkt dieses Bild eher langweilig…

…jedoch müssen in Lightroom lediglich zwei Regler und die Gradationskurve angepasst werden…

… um daraus ein extrem reduziertes aber dennoch spannendes Bild zu erhalten.
Nikon D850 | Nikon AF-S 4/600mm VR
600mm | f/4| 1/400sek | ISO1000

 

 

Fazit

Silhouetten zu fotografieren bereitet mir immer wieder großen Spaß. Ganz einfach ist dieses Thema jedoch nicht, denn längst nicht jedes Motiv eignet sich auch als Silhouette. Mit etwas Zeit und Übung entwickelt man jedoch ein recht gut brauchbares Gespür dafür, wann dieser Bildstil eingesetzt werden kann. Auf jeden Fall stellen Silhouetten immer eine schöne Abwechslung im Portfolio dar.