Dieser Artikel wurde bei 4Nature-Photographers veröffentlicht.
Aktuell bin ich wiedermal in der Lüneburger Heide. Nicht nur wegen der zarten Rosa-Töne sondern auch wegen der schönen Birkenwälder. Diese Baumart fotografiere ich nun bereits seit rund elf Jahren in unregelmäßigen Abständen und freue mich immer wieder über deren elegantes Aussehen. Ich denke es ist an der Zeit, der Birke mal einen eigenen Blogeintrag zu widmen.
Die Birke
Mit ihrer weißen Rinde sticht die Birke deutlich unter den heimischen Bäumen hervor. Diese bis zu 25m hohen und maximal 150 Jahre alten Bäume gelten als Pionierpflanzen, sie wachsen also in Gebieten, wo sich bisher noch kein Baum angesiedelt hat. Ihre Anspruchslosigkeit was den Boden angeht kommt ihnen dabei zugute. Die in Deutschland am häufigsten vorkommende Birkenart ist die Hänge-Birke, gefolgt von der Moor-Birke.
Nun aber genug Wikipedia-Wissen zu dieser Baumart. Hier soll es ja schließlich um die Naturfotografie gehen.
Meinen ersten Kontakt zu einem Birkenwald hatte ich bereits in 2010. In diesem Jahr habe ich mir meine erste Kamera gekauft und war häufig in der Rhön unterwegs. Dort gibt es ausgedehnte Karpaten-Birkenwälder, welche mich sofort begeisterten.
Karpatenbirken in der Rhön
Canon R6 | RF 2/85mm | Polfilter | Doppelbelichtung
85mm | f/2,0 | 1/60sek | ISO100
Vollkommen umgehauen hat mich dann ein ausgedehnter Moorbirkenwald in Ost-Polen. Diesen konnte ich in 2014 bestaunen und fotografieren. Und obwohl diese Fotoreise eigentlich der Tier- und Vogelfotografie galt, war es genau diese Location an welcher ich die nach meinem Empfinden besten Bilder des gesamten Trips gemacht habe.
Moorbirkenwald in Ost-Polen
Nikon D800E | AF-S 28,/24-70mm | Polfilter
36mm | f/9 | 1/15sek | ISO125
Spätestens jetzt war ich von dieser Baumart vollkommen fasziniert und habe mich seitdem immer wieder mit viel Freude der Birkenfotografie gewidmet. Im Nachfolgenden möchte ich ein paar Anregungen zur Fotografie dieser Bäume geben und zeigen, was es für unterschiedliche Aufnahmemöglichkeiten gibt.
Fotografische Ideen und Anregungen
High-Key Aufnahmen
Birkenwald zur Heideblüte
Nikon D850 | AF-S 2,8/70-200mm FL
70mm | f/14 | 1/13sek | ISO64
Die Weißen Stämme der Birke eignen sich bei diffusem Licht hervorragend für High-Key-Aufnahmen. Ein bedeckter oder besser noch nebliger Tag wird hierfür benötigt. Dann kann die Szenerie mit einer deutlich erhöhten Belichtungskorrektur (in diesem Fall + 2 1/3 EV) aufgenommen werden. Es entsteht ein sehr zart anmutendes Bild.
Low-Key Aufnahmen
Birkenwalddetail
Canon R6 | 2/85mm
85mm | f/2,0 | 1/4000sek | ISO125
Ein helles Motiv bietet auch bei strahlendem Sonnenschein tolle Möglichkeiten. Wird in einem Birkenwald ein einzelner Stamm von einem Sonnenstrahl erleuchtet, so ergibt sich eine extrem kontrastreiche Situation. Mit einer deutlichen Korrektur der Belichtung ins Negative (nier -3EV) entsteht dadurch eine sehr reduzierte Low-Key Aufnahme. Nur der helle Birkenstamm leuchtet hervor, fast der gesamte Rest des Bildes verschwindet im Schatten. Diese Aufnahmen sind vor allem am Morgen und Nachmittag möglich, wenn das Licht eigentlich zu hart ist, um sich mit der “normalen” Landschaftsfotografie zu beschäftigen. Das Bild wurde bereits vor Ort in Schwarz-Weiß aufgenommen um eine noch stärkere Reduktion auf das Wesentliche zu erreichen.
Wischerbilder
Birkenwischer
Nikon D850 | AF-S 2,8/70-200mm FL | ND8x
185mm | f/18 | 0,5sek | ISO64
Wenn ich mich mit dem Thema Wischerbilder oder auch Defokus-Aufnahmen beschäftige, so ist mir immer wichtig, dass das Hauptmotiv trotz fehlender Schärfe immer noch zu identifizieren ist. Die markanten Stämme der Birke sind hierfür wie gemacht. Diese Aufnahme wurde mit 0,5sek belichtet, dabei wurde die Kamera spürbar geschüttelt. Kein Bild einer solchen Serie gleicht dem anderen und von den über 50 so entstandenen Aufnahmen hat mir nur dieses eine gefallen.
Rindendetails
Rindendetail
Nikon D750 | Zeiss 2/50mm Makro-Planar
50mm | f/14 | 1/200sek | ISO100
Es lohnt sich auf jeden Fall, sich auch mit der Rinde der Birke etwas genauer zu beschäftigen. Die weiße Glattrinde platz an vielen Stellen auf und bietet somit unzählige Möglichkeiten für abstrakte Spielereien. Bei dieser Aufnahme kam noch eine regelrechte Schicht Morgentau hinzu, welcher die Symmetrie der Rinde etwas unterbricht und für Abwechslung sorgt.
Natürlich sind dies nur einige wenige Möglichkeiten, welche sich bei der fotografischen Annäherung an diesen Baum bieten. Aber ich hoffe dennoch, dass ich euch meine Bewunderung für diese tolle Baumart damit etwas näher bringen konnte!